Sonntag, 28. Februar 2021

Quicktipp: Fokussieren mit der Messsucherkamera - Oder: "Jae-Rose-Methode!"


 

Liebe Blogleser! - Howdy Filmshootas! 

Ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken und das Posting daher eher als Hinweis verstanden wissen. 

Neben der Einstellung der Blende und Belichtungszeit hat mich auch beim diesjährigen Projekt das manuelle Fokussieren mit der Messsucherkamera bei der Streetfotografie schier "in den Wahnsinn getrieben". 

Die "Profis" arbeiten hier mit dem so genannten "Zonen-Fokus", also den Bereich vor- bzw. schnell einzustellen, damit das Motiv im Fokus ist und letztlich ein gewisser Bereich scharf ist. Dabei ist zu beachten, dass die Blende eine entscheidende Rolle spielt, da sie den Rahmen vorgibt, in dem alles scharf und im Fokus ist. 

Ich gebe ehrlich zu, dass ich wirkliche Mühe hatte, mir diese Bereiche vorzustellen und war dann jedes Mal zu langsam, um sauber zu fokussieren. Zahllose Videos und Texte habe ich mir zu dem Thema angesehen und bin erst bei einem Fotografen fündig geworden, dessen Methode mir geholfen hat.  Es handelt sich dabei um Jae Rose, der es mit seinen Videos geschafft hat, mir die Augen zu öffnen. - Bitte gebt Jae doch etwas positive Resonanz für seine hilfreichen und unterhaltsamen Videos und abonniert seinen Kanal! Danke! 

Mir kam diese Methode vorher sehr langsam und statisch vor, aber viel Übung kann sich schnell ein Gefühl einstellen, mit dem man immer besser und schneller wird, die jeweiligen Zonen und Bereiche einzustellen. - Dabei war für mich der Tipp Goldwert, den Fokus immer am Anfang und nach jedem Bild ggf. wieder auf Unendlich zu stellen. Das führt dazu, dass ich immer nur den Fokusring in eine Richtung drehen muss und dass zum Teil ohne die Kamera vom Auge zu nehmen oder hin- und herzudrehen, um zu fokussieren. 

Jetzt kam für mich aber die wirkliche Hilfe aus Jae Roses Methode! - Anstatt mir einfach nur Fuß- oder Meterbereiche zu merken, lernte ich die Abstände Bildern zuzuordnen. Seht Euch das oben verlinkte Video an, dann wisst Ihr, was Jae sagen will: 

  • Der Fokus ist auf unendlich gestellt und das mag für manche Bilder okay sein. 
  • 15 feet / 4,5 m = Szene / Motiv auf der anderen Strassenseite / näher als unendlich 
  • 10 feet / 3 m = Szene / Motiv ist Formatfüllend so nah, dass eine Person im Ganzen im Bild ist
  • 6 feet / 1,5-2 m = Szene / Person ist so nah, dass vom Kopf bis etwa zur Mitte des Oberkörpers alles im Fokus ist. 
  • 3 feet / 1 m = Szene / Person ist etwas mehr als eine Armlänge entfernt. 
Wie bereits erwähnt ist die Größe der Zone davon abhängig, wie groß oder besser klein die Blende ist. Ich bin sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen, da ich immer wieder übe und versuche die jeweiligen Fokusbereiche nach Gefühl einzustellen und nachdem ich Abstände geschätzt habe, den Fokus voreinzustellen und dann zu überprüfen. Das Ganze geht bei allen analogen Kameras, die manuell fokussiert sein wollen und nicht nur für Messsucher! 

Welche Tricks habt Ihr zu dem Thema? Wie geht Ihr vor? 

Bleibt mir gewogen! 

Euer 

Doc Minten


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Howdy Filmshootas! 

Leider hat die Kommentarfunktion gestreikt, aber ich möchte Euch den Kommentar bzw. die Schilderung einer langjährigen Erfahrung von Prof. Rolf Sachsse nicht vorenthalten: 

Für die alten M-Leicas galt die 50mm als Standardbrennweite, dennoch haben viele Handbuch-Autoren die 70mm als beste Brennweite empfohlen. 


Das vorausgesetzt, hatten wir früher die "1-2-3-Regel": Voreinstellung der Entfernung bei einer Person auf dem Bild 1m (gibt klar nur ein Brustbild oder Kopfporträt), bei 2 Personen 2m, bei 3 3m usw. Bis zu fünf Personen funktionierte das gut, vor allem im professionellen Einsatz bei Tanzstunden-, Juristen- und Mediziner-Bällen, mit denen ich mein Taschengeld aufgebessert habe (vor knapp 60 Jahren...). Allerdings haben wir starke Elektronenblitze verwendet (ca. 4 kg Generator an der Schulter) und konnten kräftig abblenden.


Zweiter Tipp für Street Photography mit Film: Die beste Kamera dafür war und ist die zweiäugige Rolleiflex, weil man während der Belichtung durch das zweite Objektiv schaut und definitv weiß, ob das Bild gut war oder nicht. Vivian Maier wäre ohne die Rollei nicht möglich gewesen.


Vielen Dank lieber Rolf für den Hinweis und das spannende Detail zu Vivian Maier! - Vielleicht sollte ich wirklich mal wieder mit meiner Rolleicord eine "Tour" machen...


Gut Licht!


Doc Minten

 

 


Samstag, 6. Februar 2021

Projekt 2021 - "Lighten between statt Sunny 16!"

 


Liebe Blogleser! 

Das Projekt ist angelaufen und ich habe es wirklich geschafft jede Woche einen Film zu belichten! Und damit sind wir auch schon beim Thema. Viele alte analoge Kameras haben keinen oder einen nicht mehr funktionierenden Belichtungsmesser. Das trifft auch für die meisten meiner alten "Schätzchen" zu! 

Neben des Arbeitens mit dem Zonenfokus (dazu komme ich noch einem weiteren Blogposting) wollte ich das Projekt nutzen vermehrt "frei nach Schnauze" oder besser gesagt nach der "Sunny 16-Regel" zu belichten. Wer nicht weiß, was das bedeutet, möge sich bitte an anderer Stelle informieren. 


Wer beim ersten Foto noch dachte, dass die Verzweiflung unbegründet sei, dem hilft dieses Bild weiter, das ich nach eben dieser Regel zu belichten versucht habe. In meiner analogen Kamera hatte ich einen Film mit ISO 400 und habe eine Blende von f5.6 und eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde eingestellt.


 Da ich aber von dem vorherigen Fotowalk wusste, dass das (vor allem in der dunklen Jahreszeit) bei mir nicht klappen würde, habe ich etwas experimentiert und verschiedene Belichtungsreihen gemacht. Am Anfang traute ich mir nicht so recht zu und veränderte nur minimal auf Blende f4 und eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde. Wie man sieht, ist es immer noch zu dunkel und es bestätigt sich wirklich, dass der Schwarzweißfilm echt "lichthungrig" ist und man nicht viel verkehrt machen kann. 

Beim ersten Bild, das ich allerdings erst nach oder aufgrund der Messwerte aus einer Belichtungsmesser- App vom Smartphone mit einer Belichtungszeit von 1/60 Sekunde gemacht hab, lässt sich das bestätigen. 

Was heißt das jetzt? Bedeutet das frei nach der Regel: "Zwischen Januar und Mai hat der Fotograf frei!", dass hier nicht nach der "Sunny 16-Regel" gearbeitet werden kann?! Aber woran orientiert man sich dann oder kann man jetzt doch nur einen Belichtungsmesser zur Hand nehmen?!...

Was sagt Ihr dazu?

Bleibt mir gewogen. 

Euer 

Doc Minten


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Howdy Filmshootas! 

Dankenswerterweise hat mir Steffen Schüngel, den viele von Euch von seinen Arbeiten her, aber auch von seinem YOUTUBE-Kanal kennen, mir diese Antworten auf meine Fragen geschickt. Ich werde sie hier einfügen und hoffe, dass sie auch anderen nutzen: 

Der Sinn der "Sunny-16-Regel" ist nicht, sich an die  Regeln zu halten, sondern vielmehr das Auge zu schulen. Schauen wir uns Dein Motiv an, so stellen wir fest, dass große Teile davon sich im tiefen Schatten befinden. Das Ziel der Aufnahme kann daher nicht sein, eine Ausgewogenheit zwischen dem hellen Himmel und dem Schatten zu erreichen, sondern der Schatten ist das Motiv und sollte daher noch Zeichnung enthalten. 

Das führt zu der Erkenntnis, dass es sich um ein Motiv mit extrem hohen Kontrasten handelt, dessen größter Teil in einem relativ geschlossenen Schatten liegt. Da diesem Bildabteil aber das Hauptinteresse gilt, muss die Überlegung zwangsläufig die sein, einzuschätzen, welches Licht dort herrscht.

Vergleicht man das mit dem Licht, das an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit herrscht, kann man zu der Ansicht gelangen, dass die Lichtverhältnisse in den Schatten in etwas denen entsprechen könnten, die in einer offenen Szene Um die Abendzeit herrschen würden. Am ehesten käme in diesem Fall für die Belichtung der bildwichtigen Stellen eine Belichtungszeit von 1/500 bei einer Blende von f2.8 in Betracht.

Es kommt jetzt aber eine weitere Komponente zum tragen: Die Schatten sollen ja DAS Motiv sein. Man würde sie daher nicht zu dunkel belichten, eben nicht in dem Maß der normalen Schatten in einer "normalen" Tageslichtaufnahme, sondern tendenziell eher wie bei einer Nachtaufnahme. Auch im Bezug auf den Kontrastumfang würden dabei die ggf. überstrahlenden Lichter von Laternen gegen den im Motiv vorliegenden Himmel getauscht werden.

Der Anspruch an die Detailwiedergabe ist vergleichbar und man würde vermutlich eine Kombination aus einer Blende von f5.6 oder f8 (wegen der Schärfe) mit einer Belichtungszeit von 1/60 wählen müssen.

Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass um den Kontrast in den Griff zu bekommen, die kräftige Belichtung ggf. mein einer kürzeren PULL-Entwicklung kombiniert werden sollte. Das könnte die ideale Lösung sein, da so die Kontraste im Negativ "gestaucht" und der Himmel vor dem "Ausbrennen" geschützt werden könnte. Bei weniger Entwicklung würden ja die dichten Stellen gemildert, während die stärkere Belichtung den Schatten mehr "Wumms" verleiht.

Fazit: Bei "Sunny.16" nicht nur den Himmel beobachten, sondern das Gesamtmotiv und VOR ALLEM die bildwichtigen Anteile betrachten, dann klappt das schon!



Vielen vielen Dank, Steffen! 

Das hilft mir weiter! 

Doc Minten