Liebe Blogleser!
Das Projekt ist angelaufen und ich habe es wirklich geschafft jede Woche einen Film zu belichten! Und damit sind wir auch schon beim Thema. Viele alte analoge Kameras haben keinen oder einen nicht mehr funktionierenden Belichtungsmesser. Das trifft auch für die meisten meiner alten "Schätzchen" zu!
Neben des Arbeitens mit dem Zonenfokus (dazu komme ich noch einem weiteren Blogposting) wollte ich das Projekt nutzen vermehrt "frei nach Schnauze" oder besser gesagt nach der "Sunny 16-Regel" zu belichten. Wer nicht weiß, was das bedeutet, möge sich bitte an anderer Stelle informieren.
Wer beim ersten Foto noch dachte, dass die Verzweiflung unbegründet sei, dem hilft dieses Bild weiter, das ich nach eben dieser Regel zu belichten versucht habe. In meiner analogen Kamera hatte ich einen Film mit ISO 400 und habe eine Blende von f5.6 und eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde eingestellt.
Da ich aber von dem vorherigen Fotowalk wusste, dass das (vor allem in der dunklen Jahreszeit) bei mir nicht klappen würde, habe ich etwas experimentiert und verschiedene Belichtungsreihen gemacht. Am Anfang traute ich mir nicht so recht zu und veränderte nur minimal auf Blende f4 und eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde. Wie man sieht, ist es immer noch zu dunkel und es bestätigt sich wirklich, dass der Schwarzweißfilm echt "lichthungrig" ist und man nicht viel verkehrt machen kann.
Beim ersten Bild, das ich allerdings erst nach oder aufgrund der Messwerte aus einer Belichtungsmesser- App vom Smartphone mit einer Belichtungszeit von 1/60 Sekunde gemacht hab, lässt sich das bestätigen.
Was heißt das jetzt? Bedeutet das frei nach der Regel: "Zwischen Januar und Mai hat der Fotograf frei!", dass hier nicht nach der "Sunny 16-Regel" gearbeitet werden kann?! Aber woran orientiert man sich dann oder kann man jetzt doch nur einen Belichtungsmesser zur Hand nehmen?!...
Was sagt Ihr dazu?
Bleibt mir gewogen.
Euer
Doc Minten
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Howdy Filmshootas!
Dankenswerterweise hat mir Steffen Schüngel, den viele von Euch von seinen Arbeiten her, aber auch von seinem YOUTUBE-Kanal kennen, mir diese Antworten auf meine Fragen geschickt. Ich werde sie hier einfügen und hoffe, dass sie auch anderen nutzen:
Der Sinn der "Sunny-16-Regel" ist nicht, sich an die Regeln zu halten, sondern vielmehr das Auge zu schulen. Schauen wir uns Dein Motiv an, so stellen wir fest, dass große Teile davon sich im tiefen Schatten befinden. Das Ziel der Aufnahme kann daher nicht sein, eine Ausgewogenheit zwischen dem hellen Himmel und dem Schatten zu erreichen, sondern der Schatten ist das Motiv und sollte daher noch Zeichnung enthalten.
Das führt zu der Erkenntnis, dass es sich um ein Motiv mit extrem hohen Kontrasten handelt, dessen größter Teil in einem relativ geschlossenen Schatten liegt. Da diesem Bildabteil aber das Hauptinteresse gilt, muss die Überlegung zwangsläufig die sein, einzuschätzen, welches Licht dort herrscht.
Vergleicht man das mit dem Licht, das an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit herrscht, kann man zu der Ansicht gelangen, dass die Lichtverhältnisse in den Schatten in etwas denen entsprechen könnten, die in einer offenen Szene Um die Abendzeit herrschen würden. Am ehesten käme in diesem Fall für die Belichtung der bildwichtigen Stellen eine Belichtungszeit von 1/500 bei einer Blende von f2.8 in Betracht.
Es kommt jetzt aber eine weitere Komponente zum tragen: Die Schatten sollen ja DAS Motiv sein. Man würde sie daher nicht zu dunkel belichten, eben nicht in dem Maß der normalen Schatten in einer "normalen" Tageslichtaufnahme, sondern tendenziell eher wie bei einer Nachtaufnahme. Auch im Bezug auf den Kontrastumfang würden dabei die ggf. überstrahlenden Lichter von Laternen gegen den im Motiv vorliegenden Himmel getauscht werden.
Der Anspruch an die Detailwiedergabe ist vergleichbar und man würde vermutlich eine Kombination aus einer Blende von f5.6 oder f8 (wegen der Schärfe) mit einer Belichtungszeit von 1/60 wählen müssen.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass um den Kontrast in den Griff zu bekommen, die kräftige Belichtung ggf. mein einer kürzeren PULL-Entwicklung kombiniert werden sollte. Das könnte die ideale Lösung sein, da so die Kontraste im Negativ "gestaucht" und der Himmel vor dem "Ausbrennen" geschützt werden könnte. Bei weniger Entwicklung würden ja die dichten Stellen gemildert, während die stärkere Belichtung den Schatten mehr "Wumms" verleiht.
Fazit: Bei "Sunny.16" nicht nur den Himmel beobachten, sondern das Gesamtmotiv und VOR ALLEM die bildwichtigen Anteile betrachten, dann klappt das schon!
Vielen vielen Dank, Steffen!
Das hilft mir weiter!
Doc Minten